WAZ: Bloße Ankündigung. Kommentar von Jürgen Polzin

Eine Endlagersuche ohne Tabus hat
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) nun ausgerufen. Für ihn
sei die Landkarte fortan weiß. Gorleben, die Chiffre für das Atomklo
der Ewigkeit, verblasst. Bald schon könnten Erkundungstrupps die
Tonschichten in Süddeutschland auf Eignung untersuchen.
Bemerkenswertes geschieht in diesen Tagen. Mit Röttgens Ankündigung,
bei der Endlagersuche wieder von vorn anzufangen und in ganz
Deutschland zu forschen, klaut die CDU den Grünen das Kernthema.
Nassforsch spricht Röttgen von einer Zeitenwende. Dabei gibt es noch
nicht einmal Details zum Endlagersuchgesetz. Und dass Gorleben
irgendwann komplett von der Standortliste möglicher Atommüllager
verschwinden wird, darf stark bezweifelt werden. Für die Gegner ist
die Landkarte noch lange nicht weiß. Sie hat immer noch ein dickes
rotes Kreuz: Gorleben. Der Standort, so argumentiert die
Anti-Atomkraft-Initiative „Ausgestrahlt“, werde im
Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr ausgebaut. Tatsächlich sind
dafür im Haushalt 73 Millionen Euro bereitgestellt. Am Ende soll ein
Standort-Vergleich entscheiden. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

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