WAZ: Bürokratie-Monstrum. Kommentar von Wilhelm Klümper

Drei Milliarden Blatt Papier Verwaltungswissen über
Hartz IV-Bezieher haben die Jobcenter angehäuft. Das sind nach
Angaben der Bundesagentur für Arbeit rund 650 Seiten pro
Hartz-IV-Haushalt. Mit der Berechnung von Leistungsansprüchen wird
die Hälfte der Arbeitszeit der Jobcenter-Mitarbeiter vergeudet. Damit
ist die Zielsetzung, Arbeitslosen durch Beratung und Weiterbildung
wieder zum Job zu verhelfen, gründlich verfehlt. Denn wenn sich
Jobcenter-Mitarbeiter mit Klagen zur Übernahme von Beerdigungskosten
für den toten Hund und zur Finanzierung eines getrennten
Schlafzimmers wegen eines schnarchenden Ehemannes herumschlagen
müssen, bleibt nicht viel Zeit fürs Wesentliche. Hartz IV ist ein
bürokratisches Monstrum, weil alles klein-klein geregelt ist. Wer
denkt sich solche Finessen aus, dass Nutzer eines Warmwasser-Boilers
zusätzlich zu den Heizkosten acht Euro extra bekommen? Und da es
Prozesskostenhilfe gibt, sind einige Hartz- IV-Empfänger Anwalts
Liebling. Hartz IV ist zu teuer und ineffizient. Wen überrascht da
noch die immer mal wieder auftauchende Forderung nach einem
bürokratiefrei gewährten Grundeinkommen für alle?

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