Freund wie Feind konnten sich bei den Konservativen
ca. 50 Jahre darauf verlassen: Westbindung, Geldstabilität,
Sicherheit, Kontinuität. Diese Identität ist fast weg. Bei Libyen
muss Westerwelle sich auf die Unterstützung Polens berufen. Nichts
gegen Warschau (Moskau, Peking); aber die außenpolitische
Bündnis-Tradition heißt Paris, London, Washington. Die
Geldwertstabilität als konservativer Leuchtturm ist im Euro-Nebel
abhanden gekommen. Die Wehrpflicht, Symbiose aus Zivilgesellschaft
und Verteidigungsbereitschaft, soll weg, die Bewältigung der Folgen
bleibt einstweilen ungelöst. Die abrupte Abkehr von der Kernkraft
muss auch andere Risiko-Technologie-Betreiber nervös machen: Ergreift
die Union noch verlässlich Partei für Chemie-, für Kohlekraftwerke,
usw.? Völlig konservativ-untypisch ist dabei die Hast, mit der
Politikwechsel von der CDU-Chefin veranstaltet werden. Aus drei
Gründen geht es Merkel nicht an den Kragen: Eine Alternative ist
nicht in Sicht, das Konservative hat sie mit den Jahren ohnehin
abgeschliffen und eine angestrengte Programmpartei, wie die SPD, war
die CDU noch nie. Was aber dann?
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