Erst Dioxin-Eier, dann Antibiotika-Hähnchen, jetzt
auch noch Schaben-Brötchen. NRW-Umweltminister Remmel hat die Gabe,
einem den Appetit zu verderben. Hinter den regelmäßigen Alarmrufen
des grünen Überzeugungstäters steckt allerdings mehr. Zum einen
gefällt sich der Minister darin, ohne Rücksicht auf wirtschaftliche
Interessen den eisernen Verbraucheranwalt zu geben. In
Wahlkampfzeiten muss man ihm das wohl nachsehen. Wichtiger aber
erscheint Remmels aufrüttelnde zweite Botschaft: Die Bürger sollen
endlich ihre Macht an der Ladentheke ausspielen, sollen nicht mehr
nur aufs Preisschild, sondern auch auf Warenqualität achten. Gerade
im Bäckerhandwerk haben Billigheimer unter den Großfilialisten viele
traditionsreiche Meisterbetriebe verdrängt. Wo wird noch im
Morgengrauen eigenhändig Teig geknetet? Vielerorts erschöpft sich die
Bäckerleistung darin, tiefgefrorene Rohlinge aus Osteuropa in den
vorgeheizten Ofen zu schieben. Dass im Preiskampf offenbar das
Bewusstsein für Sauberkeit in der Backstube gelitten hat, verwundert
nicht. Würden die jüngsten Schreckensmeldungen aus der
Lebensmittelbranche nicht nur den Appetit verderben, sondern auch zum
Nachdenken über den Wert der Waren anregen – es wäre schon einiges
gewonnen.
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