WAZ: Demütigung der USA. Kommentar von Gudrun Büscher

Die Amerikaner sind kein Volk von Jammerlappen und
Zauderern. Sie sind zupackend und selbstbewusst. Die stolz
geschwellte Brust ist Teil ihres Selbstverständnisses. Der Verlust
der Spitzenbewertung durch die US-Ratingagentur „Standard & Poor–s“
kommt deshalb einer Demütigung gleich. Und dass nun ausgerechnet die
Herren der Kommunistischen Partei Chinas, die einstigen
Klassenfeinde, mahnend den Finger heben, muss vielen Amerikanern wie
ein schlechter Scherz vorkommen.

Ist es aber nicht. China ist inzwischen der größte Gläubiger der
USA und sorgt sich um sein Geld. Denn das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten stößt tatsächlich an seine Grenzen. Grenzen, die die
verbohrten Grabenkämpfer im politischen Washington sich selbst
setzen. Der Verlust der Topwertung „AAA“ wird auch mit den Schulden,
aber vor allem mit der Zerstrittenheit der Politik begründet. Und die
ist offensichtlich: Der selbstsüchtige Streit um die Anhebung der
Schuldengrenze war eine Bankrotterklärung der Politik. Wenn aber
Vernunft und Berechenbarkeit keine Argumente mehr sind, dann geht es
bergab – nicht nur auf den Finanzmärkten.

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