WAZ: Die Misere der Franken-Kredite. Kommentar von Michael Kohlstadt

Etwas in bester Absicht zu tun, heißt nicht
zwangläufig, klug gehandelt zu haben. Mit dieser Einsicht müssen sich
derzeit die Kämmerer vieler Städte und Gemeinden in NRW
herumschlagen. Ihr Kreditgeschäft mit Schweizer Franken ging
gründlich schief. Dabei sollte die Umschuldung den Städten – beraten
übrigens von der bei Kommunalfinanzen sonst so pingeligen
Gemeindeprüfanstalt des Landes – einen Zinsvorteil bringen und hat
das sicher auch zeitweilig getan. Unterm Strich aber bleibt wohl ein
dickes Minus. Dazu kommt: Die Franken-Kredite hängen den Städten wie
Mühlsteine am Hals. Nach einer baldigen Aufwertung des Euro sieht es
derzeit nicht aus. Zwar können sich die Kämmerer damit trösten, dass
sie ja ohnehin keine Mittel haben, um Kredite tilgen zu können. Die
knappen finanziellen Spielräumen werden aber noch enger. Sinken die
Zinsen im Euroraum weiter, können die Schweizer Gelder nicht einmal
vorteilhaft umgeschichtet werden. Und auch Buchverluste sind
Verluste, weil die Eigenkapitaldecke schrumpft. Nach Pleiten mit
Swap-Geschäften und Cross-Border-Leasing zeigt auch dieser Fall: Wer
öffentliche Kassen verwaltet, sollte sich Ausflüge aufs
internationale Finanzparkett verkneifen.

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