WAZ: Doping-Hähnchen kennzeichnen. Kommentar von Tobias Blasius

Schon der Gedanke an Hähnchen verursache
bei
ihm „dauerhafte Übelkeit“. Diesen alarmierenden Satz hat nicht
irgendwer gesagt, sondern der für die Landwirtschaft zuständige
nordrhein-westfälische Umweltminister Remmel.

Grund für das Unwohlsein ist eine aufrüttelnde Studie, die
erstmals belegt, was man lange lieber nicht wissen wollte: Der
Einsatz von Antibiotika in der Hähnchenmast ist längst zur Regel
geworden.

Unter Einsatz von Medikamenten wird Geflügel in den allermeisten
Ställen binnen weniger Tage auf Verkaufsgewicht getrimmt. Das ist
nicht nur ekelhaft, sondern für den Konsumenten auch
gesundheitsgefährdend, weil sich multiresistente Keime bilden können.

Es bleibt deshalb mehr als ärgerlich, dass die Landesbehörden
offenbar keine Handhabe besitzen, um Pharma-Bauernhöfe umgehend
stillzulegen. Arzneimittel-Hersteller, Tierärzte und Mastbetriebe
scheinen eine schwer durchdringbare Interesseneinheit zu bilden.

Der Bund tut obendrein wenig, damit eine klare Rechtslage den
Medikamenteneinsatz in der Geflügelzucht auf ein Minimum reduziert.
Nur eine Kennzeichnungspflicht für gedopte Hühner wird die
Verhältnisse umkehren. Erst dann kann der Verbraucher seine Macht an
der Fleischtheke ausspielen.

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