Es waren harte und kritische Worte, die
Außenminister Sigmar Gabriel mit Recht nach der Verhaftung der
Menschenrechtler wählte: Die Türkei verlasse den Boden europäischer
Werte, unbescholtene deutsche Staatsbürger seien in der Türkei nicht
mehr sicher vor dem willkürlichen Zugriff des Regimes. Doch inmitten
des eskalierenden Streits wandte sich Gabriel erklärend und
versöhnend an die türkische Gemeinde in Deutschland. Seine Botschaft:
Ihr gehört zu uns – ob mit oder ohne deutschen Pass.
Auf dieses Signal der Zugehörigkeit musste die türkische Gemeinde
lange warten. Viele sind hier geboren, zur Schule gegangen, stehen im
Beruf – und doch fühlen sie sich in Deutschland nicht aufgenommen.
Zerrissen zwischen beiden Welten wählen viele die Türkei als
emotionale Heimat. Zu lange wurde die Anerkennung türkeistämmiger
Menschen vernachlässigt, zu sehr wurde ihre Anwesenheit als Problem
betrachtet, zu oft ging die Politik über ihre Belange hinweg. Die
aktuelle Krise könnte – wenn es gut läuft – zu einer Annäherung
deutscher und türkeistämmiger Bürger führen. Gabriel hat dazu den
ersten Schritt gemacht.
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