Die Deutschen haben ein Problem. Sie bekommen nicht
nur weniger Kinder als ihre europäischen Nachbarn, sondern auch
weniger als sie sich selber wünschen. Das hat viele Ursachen. Ein
paar Tausend Krippenplätze mehr und dann ist alles paletti? Schön
wär–s. Kinder kann man sich nicht backen – und bevor aus einer Frau
und einem Mann ein Elternpaar wird, müssen viele Fragen beantwortet
sein. Bei den einen gerät der Kinderwunsch unter die Räder des
Berufslebens. Wer Kinder will, muss Kompromisse eingehen. Bei vielen
anderen spielt das Leben selbst nicht mit: Der passende Partner fehlt
oder der Körper streikt. Viele ahnen auch, dass das Leben mit Kindern
keine Party ist und schieben deshalb das Kinderkriegen zu lange
hinaus. In diesen Fällen ist ein Wandel politisch kaum steuerbar.
Hier muss eine ganze Gesellschaft wieder lernen, verbindliche
Bekenntnisse abzugeben. Zu einem Partner, zu einem Kind, zu einem
erwachsenen Leben. Im ersten Fall dagegen kann die Politik dabei
helfen, dass berufstätige Eltern weiter entlastet werden. Ganz ohne
Kompromisse geht es trotzdem nicht. Auch die begabteste
Familienministerin kann kein Lebensmodell herbeizaubern, das beidem
permanent gerecht wird: der Welt der Kinder und der Berufswelt.
Kompromisse machen – das fällt den leistungsgläubigen Deutschen
offenbar besonders schwer.
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