Der brillanteste und schärfste Kritiker, den die CSU
je hatte, war vermutlich der Zeitungsredakteur Herbert Riehl-Heyse,
eine Ikone der schreibenden Zunft, geboren in Altötting (!), leider
allzu früh verstorben: „CSU – Die Partei, die das schöne Bayern
erfunden hat“, so der Titel eines seiner Werke. Und wem das „mia san
mia“ des ruhmreichen FC Bayern griffiger erscheint – für die CSU gilt
es allzumal. Selbstredend gilt für die CSU auch: Nichts ist fataler
als Misserfolg. Gerade die Politik kennt keine Gnade. Da gilt das
darwinistische – manche sagen animalische – Prinzip: Wenn das Rudel
merkt, dass der alte Alphawolf müde wird und ihm der rechte Biss
nicht mehr zugetraut wird, dann muss ein neuer junger Alphawolf her.
Der führt dann notfalls alleine, wenn partout keine Alphawölfin zur
Verfügung steht. Und so wird Markus Söder nun bayerischer
Ministerpräsident, und die Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, einst
hoch, mutmaßlich zu hoch gehandelt, bleibt eine freundliche
Politikerin. Das ist für sie wahrscheinlich weniger schlimm als für
hartgesottene Feministinnen. Die CSU will sich angesichts
bevorstehender GroKo-Verhandlungen nicht durch Selbstquälerei lähmen
und vor allem die Macht in Bayern verteidigen. Da wird der Groll
Seehofers gegen Söder unwichtig – wenn es diesen Groll überhaupt
wirklich gibt. Dass er bloß ein PR-Gag ist, wäre den beiden Bazis
zuzutrauen. Söder muss nun liefern. Bei Schmutzeleien sollte er auf
die Finger bekommen. Eine CSU-Alleinregierung muss wahrhaftig nicht
sein, aber der Freistaat muss verlässlich regiert werden. Denn Bayern
ist, da würden auch ärgste CSU-Gegner nicht widersprechen, für die
Republik systemrelevant.
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