WAZ: In der Union herrscht Alarmstimmung – Kommentar von Walter Bau

Der CSU-Chef kanzelt einen CDU-Minister
medienwirksam ab und kündigt an, vorerst Spitzentreffen der
schwarz-gelben Koalition zu boykottieren; die „Schwesterpartei“ CDU
keilt umgehend zurück gegen den Bayern; und die CDU in NRW liefert
sich einen knallharten Machtkampf um die Nachfolge Norbert Röttgens.
Nach dem Wahldebakel in NRW herrscht in der Union Alarmstimmung. Die
Nerven liegen blank. Und was macht Angela Merkel? Die CDU-Chefin
demonstriert Gelassenheit und pflegt ihr Teflon-Image – die Frau, an
der alle Probleme abperlen. Doch Merkel, die sich zuletzt vor allem
um ihren taumelnden Koalitionspartner FDP sorgte, muss nun aufpassen,
dass ihr nicht der eigene CDU-Laden um die Ohren fliegt. Denn der
Ärger, der sich bei vielen Christdemokraten aufgestaut hatte, ist
groß. Bis zum Wahlsonntag mühsam unterdrückte Konflikte wie
Betreuungsgeld oder Euro-Rettung brechen nun neu auf. Die Kritik von
Wirtschaftsflügel und Konservativen am CDU-Kurs ist unüberhörbar.
Merkel muss die wahlfreien Monate bis Januar nutzen, die Partei neu
zu sortieren. Auf Hilfe vom größten Landesverband darf sie nicht
hoffen. Gelandet im 26-Prozent-Getto, muss sich die NRW-CDU neu
sammeln. Um die Führung streiten Armin Laschet und Karl-Josef
Laumann. Beide stehen für die Ära Rüttgers. Einen Neuanfang
versprechen sie ebenso wenig wie eine Stimme, die in Berlin Gewicht
hätte.

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