Der Fall in scheint die schlimmsten Befürchtungen
der Menschen zu bestätigen: Wer weiß, was mit meinen Organen nach
meinem Tod tatsächlich geschieht? Sind die Ärzte womöglich im Notfall
mit lebensrettenden Maßnahmen etwas – sagen wir: lässig – um an meine
Organe zu kommen? Solche Ängste mögen irrational sein, doch stehen
sie wie eine große Hürde vor der Spendenbereitschaft. Und der
kriminelle Chirurg hat genau diese Furcht bestärkt und damit die
Pläne der Bundesregierung torpediert, die Zahl der Organspenden zu
erhöhen. Wo es Geld zu holen gibt, da blüht die kriminelle Energie.
Und die Gier. Wer Patienten gegen Zahlungen auf der Warteliste nach
oben schiebt, nimmt billigend in Kauf, dass für andere eine
Transplantation zu spät kommen könnte. Das ist kriminell, das ist
menschenverachtend und verlangt nach einer harten Strafe.
Erschütternd ist, wie leicht es offenbar war, die Listen zu
manipulieren. Was trösten mag: Es war ein Einzelfall. Und er ist
aufgeflogen. Dennoch fehlt es offensichtlich an wirksamen Kontrollen
der Wartelisten und der Organvermittlung. Die Ärztekammer und die
Deutsche Stiftung Organtransplantation sind nun gefordert. Sie müssen
das erschütterte Vertrauen durch mehr Transparenz wiederherstellen.
Denn es geht um das Leben todkranker Menschen, die jeden Tag auf ein
Spenderorgan warten.
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