WAZ: Minister ohne Fingerspitzengefühl – Kommentar von Theo Schumacher

Die „Vermisst“-Kampagne sorgt für Empörung, der
Bundesinnenminister beruft sich dabei auf den Kampf gegen radikale
Islamisten und Salafisten. Das ist im konkreten Fall nur ein
politischer Alleskleber, macht die Sache aber nicht besser. Denn die
PR-Aktion überzieht Muslime mit einem Generalverdacht. Sie ist
deshalb kein Beitrag zur Integration. Sie bewirkt das Gegenteil und
macht sicherheitspolitisch keinen Sinn. Friedrich ahnt das wohl
selbst – warum sonst hat sein Haus die Plakataktion angehalten? Wenn
irgendetwas „vermisst“ wird, dann Fingerspitzengefühl. Das zeigt sich
besonders in Köln. Ausgerechnet dort, wo viele Migranten bis heute
unter den seelischen Folgen eines Terroranschlags von
Rechtsterroristen leiden und zu Unrecht selbst unter Verdacht
gestellt wurden, führt der Staat seine Papierschlacht gegen
Islamismus. Ganz so, als hätte es die Vergangenheit nie gegeben. Man
fasst es nicht.

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