WAZ: Mut zur Nische. Kommentar von Matthias Korfmann

Man könnte es sich leicht machen und allein mit der
Moral kommen: Privatuni ist was für die mit dem reichen Papa.
Unsozial, was für Geldverdiener, für Schlips-Typen, nicht für
ehrenwerte Forscher. Aber das wäre nicht redlich. Die Privaten
leisten, was staatliche Hochschulen oft vernachlässigen: Sie kümmern
sich um jeden Studenten, sie sind nahe am Beruf, sie erschrecken sich
nicht, wenn einer an ihre Türen klopft, der gar kein Abi und außerdem
als Berufstätiger fast nie Zeit hat. Sie füllen nur den Raum, den
andere ihnen lassen. Beeindruckend: das fast schon rührende
Bekenntnis vieler Studis zu „ihrer“ Hochschule. Dieses Loblied können
wir singen, so lange die Privaten die Ausnahme, die Nischenfüller
sind. 100000 (von zwei Millionen) studieren heute „privat“. Was, wenn
es 500000 wären? Wenn Private und Öffentliche sich auf Augenhöhe
begegneten? Wenn es die bessere Bildung nur für gutes Geld gäbe?
Dann, wir ahnen es, würde die Sache langsam unmoralisch.

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