WAZ: Schaden für Kinder und Eltern. Kommentar von Dietmar Seher

Grenzen sind weggefallen, Familien „bunter“
geworden. Die Gesellschaft Europas ist nicht mehr die der Mitte des
20. Jahrhunderts, in der sich Völker gerne abgrenzten. Gut so. Doch
Gutes hat auch Nachteile im Schlepp. Dass nach
Trennungs-Streitigkeiten in den zahlenmäßig zunehmenden
gemischt-nationalen Familien Kinder ins Ausland entführt werden, ohne
dass das Sorgerecht geklärt wurde, macht verlassene Väter und Mütter
rat- und machtlos und stürzt sie in seelische Krisen. Fast mehr noch
sind die Kinder selbst betroffen: Sie vermissen den anderen
Elternteil und den Freundeskreis. Sie fühlen sich in einen fremden
Kulturkreis versetzt. Sie kennen dort die Menschen nicht und oft
nicht die Sprache. Auch hier drohen psychische Schäden. Es kann nicht
sein, dass betroffene Familien, allein gelassen, windige
„Rückhol-Agenturen“ engagieren, die sie dann finanziell ausnehmen.
Europas Staaten haben ein Regelwerk entwickelt, solche Fälle zum
guten Ende zu führen. Ist es wirklich effektiv? Die Politik sollte
die Wirksamkeit angesichts steigender Fallzahlen prüfen.

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