WAZ: Schmidt als Kanzlermacher – Kommentar von Dietmar Seher

Drei Worte, die die Republik elektrisieren: „Er kann
es.“ Helmut Schmidt, die Legende, hat Peer Steinbrück im
Überraschungscoup geadelt. Ein starkes Stück, gespielt außerhalb von
Parlament und Parteitag. Schmidt, der Macher, macht jetzt auch
Kanzlerkandidaten. Es könnte gelingen. Steinbrück zeigt
Krisenkompetenz. Er spricht Klartext, wo andere herumschwurbeln. Er
erklärt, wo viele Laut-Sprecher das Euro-Debakel selbst nicht
verstehen. Als Mann der Mitte steht er auf Große Koalitionen, wenn es
ums Ganze geht, und für Überparteiliches. Es ist der Tonfall, den die
Deutschen an Schmidt gemocht haben. Sie werden ihn an Steinbrück
mögen. Haben wir bei der Aufzählung sozialdemokratische Tugenden
vergessen? Richtig. Echt SPD ist er nicht. Die Karriere war nicht die
eines Parteifunktionärs. Er war als nordrhein-westfälischer
Ministerpräsident gegen Subventionen. Er hat Hartz IV forciert,
warnte vor dem Leben auf Pump. Die Schuldenbremse hätte er lieber
2013 gesehen als 2016. Adelnder und Geadelter sind aus demselben
Holz. Schmidt stürzte 1982, als ihn die Parteifreunde nicht mehr
wollten. Schmidts Risiko ist Steinbrücks. Wer sagt, dass sich nicht
schon bald die Gegenkandidaten im eigenen Lager melden? Spannend
würde es mit ihm. Aber gewählt wird erst 2013.

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