WAZ: Tagesmütter-Kontrolle. Kommentar von Tobias Blasius

Wer Tagesmutter werden will, stellt sich vermutlich
viele zweifelnde Fragen: Bin ich der Verantwortung gewachsen? Kann
ich Kindern das geben, was sie in der prägenden Frühphase ihres
Lebens brauchen? Verfüge ich über Nervenstärke und emotionale Wärme,
um den Nachwuchs fremder Leute zu umsorgen? Die Frage, ob der
Kühlschrank gut genug sortiert ist, gehört vermutlich nicht zur
Selbstprüfung. Der Streit zwischen EU, Bund und Land um strenge
Hygiene-Regeln für Tagesmütter kommt zudem zur Unzeit. In den
nächsten Monaten muss es darum gehen, Betreuungspersonen zu
ermutigen, nicht abzuschrecken. Anders ist der Rechtsanspruch auf
Betreuung für alle Kinder unter drei Jahren ab 2013 niemals
einzuhalten. Gewiss ist es richtig, dass Tagesmütter unter
Beobachtung stehen, schließlich vertrauen ihnen Eltern ihr
Kostbarstes an. Und beim ersten Salmonellen-Skandal würde wieder nach
Gesetzen und Verantwortlichkeiten gerufen. Doch hier verrutschen mit
lebensfremder Juristerei die Maßstäbe. Tagesmütter, die beileibe
keine Reichtümer erwirtschaften, müssen mit ganz normalen
Hygieneregeln eines Privathaushalts ihrem verantwortungsvollen Job
nachgehen dürfen.

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