WAZ: Unser Revier wächst von unten – Kommentar von Ulrich Reitz

Der Ruhrgebietler fühlt sich als „Ruhri“ und als
solcher mehrheitlich wohl. Dann hören die Gemeinsamkeiten aber
eigentlich auch schon auf, was aber nur für jene Menschen schlimm
ist, die sich nur in einer Welt heimisch wähnen, in der alle gleich
sind. In einer Stadt, der es wirtschaftlich eher besser geht,
herrscht in Bezug auf die Erwartung an die eigene Zukunft eben ein
anderes Lebensgefühl vor als in einer Pleitestadt. Diese Erkenntnis
klingt banal, ist aber doch wichtig. Wie lange wurde dem
Ruhrgebietler gepredigt, alles Gute komme von oben und heiße
Ruhrstadt oder Metropole? Das war wohl falsch, weil man diese ganze
wunderbare Vielfalt im Revier glücklicherweise nicht über einen Kamm
scheren kann. Der RVR wird als Ruhr-Regierung niemals funktionieren,
denn die Städte werden das nicht zulassen. Und eine Metropole
funktioniert so richtig nur in einer homogenen Region, also nicht
hier. Trotzdem liegt das Heil in der Zusammenarbeit, nur nicht
verordnet und von oben, sondern freiwillig und von unten. Sie
funktioniert übrigens schon, etwa bei den vier Ruhr-Unis. Gemeinsame
Freizeit- und Sportanlagen, gemeinsame Kulturspielpläne und endlich
Bahnpläne, die nicht nur Städte verbinden, sondern auch Vororte, das
wäre es doch. Viele Städte leiden finanziell. Das ist schlecht. Not
macht erfinderisch. Das ist gut. Und typisch Ruhrgebiet.

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