Über Sinn und Unsinn des Rentenpakets der
Bundesregierung lässt sich trefflich streiten. Die wenigsten dürften
aber Menschen, die 45 Jahre durchgearbeitet haben, den Ruhestand
missgönnen. Das tun auch die nun betroffenen Unternehmen nicht. Doch
durch das hektisch durchgepeitschte Gesetz zur Rente mit 63 verlieren
sie praktisch über Nacht wertvolle Mitarbeiter. Ihr Problem ist, dass
sie keine Chance hatten, darauf zu reagieren. Bis aus einem Azubi auf
dem Bau ein brauchbarer Polier geworden ist, vergehen zehn Jahre.
Freilich entdeckt die Wirtschaft ihre Wertschätzung für ältere
Mitarbeiter etwas spät, nämlich erst jetzt, wo ihr der Nachwuchs
ausgeht. In den Dekaden des Jugendwahns haben sich viele Unternehmen
mit Vorliebe von erfahrenen Leuten getrennt, weil sie ihnen zu teuer
wurden. Nun, da Wissen und Berufserfahrung wieder gefragt sind, ist
das Wehklagen groß. Das nimmt ihrer Kritik an der Rente mit 63 etwas
die Spitze, falsch wird sie dadurch aber nicht. Die Regierung hat ein
Gerechtigkeitsgefühl der Bevölkerung bedient, den eigentlich so
gefürchteten Fachkräftemangel damit aber wissentlich verschärft.
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