Als von der Piratenpartei noch niemand redete, wurde
in Düsseldorf bereits die Bedeutung des Internets für die politische
Kampagne kräftig mystifiziert. Im Landtagswahlkampf 2010 verbreiteten
anonyme Autoren im Blog „Wir in NRW“ allerhand Unangenehmes über
Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Sie stützten sich dabei auf
eine ganze Schublade mit entlarvenden Dokumenten verprellter
Mitarbeiter des CDU-Regierungschefs und feierten ihre
Enthüllungsarbeit nicht einmal zu Unrecht als Dienst an der
Demokratie. Nun gibt es Zweifel an der Selbstlosigkeit der Autoren.
Der „Stern“ erhebt drei Tage vor der nächsten Landtagswahl den
Vorwurf, die Blogger seien im Nachhinein von der SPD, die erheblich
von Rüttgers– Ansehensverlust profitierte, mit staatlichen
PR-Aufträgen belohnt worden. Allem Geraune zum Trotz – es fehlen
stichhaltige Beweise für „Dankeschön-Geschäfte“. Umgeschrieben werden
muss die NRW-Geschichte ohnehin nicht: Rüttgers ist nicht über einen
Internet-Blog gestürzt, sondern über sich und seine Partei. Brisante
Papiere suchen sich ihren Weg in die Öffentlichkeit, meist über die
Zeitung, mal übers Fernsehen, seltener per Internet. Zur Erinnerung:
Rüttgers– Sponsoring-Affäre, die neben dem schwarz-gelben
Stolperstart in Berlin und der umstrittenen Griechenland-Hilfe das
Meinungsklima 2010 entscheidend wendete, stand zuerst im
Nachrichtenmagazin „Spiegel“.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de