Das kann ja was werden. Wenn der Auftakt zum
Envio-Prozess die Duftmarke setzt, an der sich das weitere Geschehen
orientiert – dann gute Nacht, guter Geschmack. Dann könnten den
Opfern der bundesweit größten PCB-Katastrophe noch schmerzhafte
Verhandlungsmonate bevorstehen. Zwei Jahre haben sie auf diesen
Moment gewartet. Haben unzählige medizinische Untersuchungen und
Tests über sich ergehen lassen, eine Hiobsbotschaft nach der anderen
wegstecken müssen: zehntausendfache Verseuchungen, vergiftete Frauen,
Kinder, Angehörige, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, Angst
vor schweren Krankheiten, vor der Zukunft schlechthin. Und jetzt, da
sie auf die Stunde des Rechts und der Gerechtigkeit warten, hören
sie, dass nicht Envio ihr Leid verantwortet, sondern sie selbst –
durch ungesunde Lebensweise. Aha, hätten sich die Malocher nur besser
ernährt, vielleicht etwas mehr geschlafen, dann wäre das alles nicht
passiert, oder wie? Nun, etwas mehr frische Luft in den Gifthallen
hätte ihnen auch nicht geschadet. Aber das wäre ja Arbeitsschutz
gewesen – und teuer. So billig werden die Angeklagten kaum
davonkommen. Eine Verteidigung, die gleich in der ersten Runde derart
wild um sich schlägt und die verheerenden Folgen der Giftspritze
Envio mit Gülle auf dem Acker und Hundegräbern im Garten vergleicht,
schadet ihren Mandanten möglicherweise mehr, als dass sie ihnen
hilft. Demut stünde den Envio-Bossen besser als Arroganz.
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