WAZ: Wenn Privates politisch wird. Kommentar von Lutz Heuken

Alice Schwarzer ist im Laufe der Jahrzehnte oft
Unrecht geschehen. Immer wieder wurde sie in ihrem mutigen Kampf
gegen die patriarchalen Strukturen als verbiesterte Emanze
dargestellt. Wo Männern die Argumente ausgingen, wurden sie oft fies
persönlich. „Das Private ist politisch“, hat Alice Schwarzer die
Deutschen gelehrt. Wie recht sie hat. Wenn ein Mann seine Frau
schlägt oder gar vergewaltigt, dann ist das eben keine Privatsache.
Was heute so selbstverständlich klingt, musste der Macho-Gesellschaft
vor Jahren noch mühsam beigebracht werden. Umso merkwürdiger ist es,
wenn sich Schwarzer bei ihrer Steuerhinterziehung nun hinter der
Privatsphäre verschanzen möchte. Nein, wenn jemand, der sich als
moralische Instanz geriert, Steuern hinterzieht, dann ist das eben
keine Privatsache, dann ist das nur schäbig. Jahrelang sind
Schwarzers Projekte durch Steuergelder gefördert worden – zu Recht.
Durch Steuergelder von Stahlarbeitern und Krankenschwestern. Sie aber
haben Ihr Geld gierig versteckt, Frau Schwarzer. Kennen Sie
eigentlich keine Scham?

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