WAZ: Wo kommt das nur her? – Kommentar von Matthias Korfmann

Minh, die junge Frau aus Magdeburg, passt nicht in
die Kritik, die manche Zeitgenossen an Menschen „mit
Migrationshintergrund“ üben. Sie hat kein Problem mit der deutschen
Sprache. Sie gehört einer Gruppe von Zuwanderern an, die wie keine
andere auf den Schulerfolg ihrer Kinder achtet. Sie hat Abitur, sie
studiert, sie ist der Stolz ihrer Familie. Sachsen-Anhalt braucht
dringend junge Akademikerinnen. Sie müssten kommen und nicht gehen.
Aber Minh geht. Wer, zum Teufel, geht daher und droht solchen
Menschen Gewalt an? Wer wirft die Scheiben ein, wer schmiert den Hass
auf die Wände? Und wer verschließt die Augen vor diesen Missetaten?
Es ist offenbar so, dass ein nicht kleiner Teil der Bevölkerung ein
Bild von anders Aussehenden pflegt, das aus dem 19. Jahrhundert
stammt. In weiten Teilen der ostdeutschen Provinz trauen sich die
wenigen Migranten, die es dort gibt, nachts nicht auf die Straße. Da
patrouillieren die Schläger, da grölen Ewiggestrige, da schwafeln
Betrunkene von der „Heimat“. Jeder weiß, woran das erinnert. Der
Schritt von der Fremdenfeindlichkeit zum Rassenwahn ist klein. Wir
„Wessis“ sollten uns nicht in Sicherheit wiegen und mit dem Finger
gen Osten zeigen. Wer genau hinsieht, findet hier einen ähnlichen
Sumpf. In Dortmund-Dorstfeld, in Aachen und an jedem dritten
Stammtisch.

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