Niels Annen, Staatssekretär im Entwicklungsministerium: „Weltweit findet ein Angriff auf die körperliche Selbstbestimmung von Frauen statt. Sexuelle und reproduktive Rechte, die sich Frauen in den letzten Jahrzehnten erkämpft haben, stehen vielerorts unter Druck. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Der Bericht zeigt, dass Aufklärung, Jobmöglichkeiten und Zugang zu Gesundheitsvorsorge die besten Mittel sind, um Frauen zu unterstützen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Frauen weltweit dabei, ihr Recht auf Selbstbestimmung verwirklichen zu können.“
Dem Bericht liegt eine Umfrage aus 14 Ländern in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika sowie den USA zugrunde, die über ein Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren. Sie belegt, dass viele Frauen und Paare großen Hindernissen gegenüberstehen, sowohl wenn sie eine Schwangerschaft vermeiden als auch wenn sie ihren Kinderwunsch erfüllen wollen. „Die wahre Krise besteht darin, dass Menschen sich nicht in der Lage fühlen, die Familien zu gründen, die sie sich wünschen.“ erklärt Ian McFarlane, Direktor für Auswärtige Beziehungen bei UNFPA. „Diese Krise betrifft den Globalen Norden ebenso wie den Globalen Süden.“
Weltweit haben 44 Prozent aller Frauen und Mädchen keine Entscheidungsgewalt über ihre sexuellen Beziehungen, Verhütung oder reproduktive Gesundheitsversorgung. Über 750 Millionen Frauen, rund 40 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leben in Ländern mit restriktiven Gesetzen zu Schwangerschaftsabbrüchen. Dort greifen viele Frauen zu unsicheren Methoden für eine Abtreibung – weltweit gelten etwa 45 Prozent aller Abbrüche als unsicher. Auf der anderen Seite hatten 23 Prozent der Befragten einen unerfüllten Kinderwunsch; über 40 Prozent mussten diesen Wunsch aufgeben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Hürden zur Familiengründung ähneln den Hürden, eine Schwangerschaft zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise Armut, mangelnde Aufklärung und gesundheitliche Probleme. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Über alle Länder hinweg wünschen sich die Menschen im Schnitt ungefähr zwei Kinder. Aber unter den Befragten, die ihre Familienplanung bereits abgeschlossen hatten, gab fast ein Drittel an, weniger Kinder bekommen zu haben als geplant, 12 Prozent dagegen mehr.
Der Bericht zeigt auch: Maßnahmen, die auf Freiwilligkeit und Gleichstellung setzen, erhöhen die Bereitschaft zur Familiengründung. Zwangspolitik hingegen wirkt meist gegenteilig, und ist doch immer noch an der Tagesordnung. Nicht nur, aber insbesondere die weltweit erstarkenden populistischen Kräfte und nationalistischen Regierungen verschärfen die Krise, indem sie vielerorts die Rechte von Frauen auf körperliche Selbstbestimmung in Frage stellen. Anti-Gender- und Anti-Feministische-Bewegungen arbeiten darauf hin, dass Frauen vor allem in ihrer Rolle als Gebärende und Mütter für die Gesellschaft gefördert werden – weniger hingegen in ihren Möglichkeiten auf Teilhabe am wirtschaftlichen und politischen Leben.
„Für ein selbstbestimmtes Leben, mit oder ohne Kinder müssen wir sowohl die politische als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, die echte Wahlfreiheit ermöglichen“, betont Angela Bähr, Vorständin Programme der DSW. „Dazu gehört die ausreichende Finanzierung von Programmen für sexuelle und reproduktive Gesundheit ebenso wie die soziale Infrastruktur, die es ermöglicht, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Denn nur mit konkreten politischen Maßnahmen und langfristigen Investitionen können wir diese globale Krise der Selbstbestimmung überwinden.“
Der Weltbevölkerungsbericht 2025 kann hier heruntergeladen werden: https://www.dsw.org/weltbevoelkerungsbericht/
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