Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. Im Fall der
guten alten deutschen Mark scheint diese Binsenweisheit allerdings
nicht zuzutreffen. Eine knappe Mehrheit der Deutschen hätte nach gut
zehn Jahren Euro lieber die D-Mark behalten. Täglich neue
Schlagzeilen zur Eurokrise und den Folgen für Deutschland machen
Angst. Die Aussagen von deutschen Politikern, Deutschland sei die
Melkkuh der EU, führen zu Frustration. Viele Menschen können die
Tragweite der Eurokrise und die Auswirkungen auf Deutschland kaum
einschätzen. Wirtschafts- und finanzpolitisches Geschwafel
verunsichern zusätzlich. Kann man also den deutschen Bürgern
vorwerfen, dass sie wehmütig an die D-Mark zurückdenken und ihre alte
Währung wieder haben möchten? Nein. Vielmehr sind es die Politiker,
die mit Stammtischpolitik das Misstrauen gegen den Euro und die
Europäische Union schüren. Welche Vorteile die Wirtschafts- und
Währungsunion auch für Deutschland gebracht hat, fällt dabei allzu
oft unter den Tisch. Reisen ohne Grenzkontrolle und Geldumtausch und
immer günstigere Telefon-Gebühren im Ausland sind nur einige der
Vorteile für die reisefreudigen Deutschen. Der EU-Binnenmarkt und der
Euro sichern der deutschen Wirtschaft Absatzmärkte und Arbeitsplätze.
Die Bundesrepublik ist eine Exportnation und damit angewiesen auf
Abnehmer. Es sind nach wie vor auch die Griechen, Portugiesen und
Spanier, die deutsche Waren kaufen. Die gemeinsame Wirtschafts- und
Finanzpolitik hat also zu Verbindungen und Verbindlichkeiten geführt
und damit zum Wohlstand Deutschlands beigetragen. Dieser Wohlstand,
der vom Euro beflügelt wurde, darf aber nicht als Bürde verstanden
werden, es ist vielmehr eine Errungenschaft. Und die verpflichtet
eben auch dazu, sich zu engagieren, sich einzusetzen. Vor allem, wenn
es sich Deutschland nicht leisten kann, ein Auseinanderbrechen der
Eurozone zu riskieren. Alle Eingriffe, Hilfen und Instrumente zur
Rettung des Euros sind langfristig gesehen auch für das Exportland
Deutschland von Vorteil.
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