Westdeutsche Zeitung: Private Altersvorsorge = von Peter Kurz

Kennen Sie das? Einer sagt „Die Rente ist
sicher“ – und dann hacken alle Umstehenden auf dem ehemaligen
Arbeitsminister Norbert Blüm herum. Weil dieser angeblich den Mund zu
voll genommen habe. Doch es war gar nicht der CDU-Politiker, der
dafür gesorgt hat, dass die Unsicherheit beim Thema Altersvorsorge
immer weiter wächst. Es war die rot-grüne Regierung Schröder, die den
Kurswechsel einläutete, der mittlerweile zu Unsicherheiten führt, die
eines Tages bei steigender Altersarmut zu sozialen Verwerfungen
führen können. Zur Erinnerung: Die gesetzliche Rente wurde damals
beschnitten, gleichzeitig wurden staatliche Förderungen für private
Versicherungsprodukte wie Riester und Co. beschlossen.

Das war schön für die Versicherungswirtschaft, der das Geld nur so
ins Haus gespült wurde. Aber mittlerweile stellt sich heraus, dass
viele Menschen sich eine solche private Versicherung nicht leisten
können oder wollen und auf einen Lebensabend zusteuern, der ihnen mit
der gekürzten Rente kaum ein Auskommen sichert. Auch gibt es
diejenigen, die die Produkte gekauft haben, aber mittlerweile
verunsichert sind: Wie eigentlich wollen die Anbieter in Zeiten lang
andauernder Niedrigzinsen die Renditeversprechen halten? Was macht
die Inflation mit den als Altersvorsorge fest eingeplanten Euros?

Nun kann man die mangelnde private Altersvorsorge aus
verschiedenen Perspektiven beklagen. Die privaten Anbieter nutzen die
Tatsache, dass die Deutschen Vorsorgemuffel sind, als Argument dafür,
dass es höchste Zeit sei, mehr zu tun: Bitte, hier unterschreiben!
Doch was sagt man denjenigen, denen dazu schlicht das Geld fehlt?

Die eher kleinen Korrekturen, die die Parteien im Wahlkampf für
die Reform der gesetzlichen Rente versprochen haben, werden kaum
ausreichen, um das Problem der Altersarmut in den Griff zu bekommen.
Das Verhängnisvolle: Noch ist das alles nicht so spürbar. Aber wenn
es spürbar sein wird, dann sind die aktuellen Politiker nicht mehr im
Amt. Wen wundert–s, dass sie da lieber den mit Belastungen
verbundenen Konflikten ausweichen, denen man sich nun mal zur
Stärkung auch der gesetzlichen Rentenversicherung stellen müsste?

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de