David Cameron spielt alles oder nichts. Sollte
Jean-Claude Juncker doch noch Präsident der EU-Kommission werden,
müsste der britische Premierminister eine seiner Drohungen wahrmachen
– oder von seinem Amt zurücktreten. Cameron steht unter extremem
Druck: Nach dem Erfolg der europakritischen UKIP bei der Europa- und
Kommunalwahl sieht sich die britische Parteienlandschaft vor massiven
Veränderungen – zu Lasten der konservativen Partei des
Regierungschefs und seines liberalen Koalitionspartners. Und nicht
nur das: Schottland stimmt am 18. September in einem Referendum über
seine Unabhängigkeit von Großbritannien ab. Die Schotten sind
pro-europäisch eingestellt. Camerons Anti-EU-Kurs könnte das
Abstimmungsverhalten also durchaus beeinflussen. Selbst wenn Juncker
auf seine Kandidatur verzichten sollte, bliebe Cameron innenpolitisch
angeschlagen. Außenpolitisch ist er es sowieso. Für die EU wäre ein
Austritt Großbritanniens schlecht. Auf die pragmatische Gelassenheit,
die militärische Stärke und das Korrektiv der Briten kann Europa
nicht verzichten.
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