Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zuÄgypten

Wieder kommt es zu blutigen Unruhen zwischen
Muslimen und Christen in Ägypten. Der »Kampf der Kulturen« eskaliert.
Dennoch wäre es unfair, den Islam pauschal zu verdammen. Die Gewalt
geht primär von den fundamentalistischen Salafiden aus, die viele
Ägypter als Gastarbeiter in Saudi-Arabien beeinflussen. Die Mehrheit
der ägyptischen Muslime toleriert die koptischen Christen. Noch im
Februar haben Muslime und Christen gemeinsam auf dem Tahir-Platz
demonstriert und sich beim Gebet gegenseitig beschützt. Der oberste
muslimische Geistliche hat die jüngsten Gewaltakte ausdrücklich
verurteilt. Ägypten ringt um seinen Ruf als Rechtsstaat und greift
hart durch. Die Armee will alle 190 Festgenommenen vor ein
Militärgericht stellen. Der muslimische Fanatiker, der im Januar 2010
sechs Christen ermordete, wurde inzwischen zum Tode verurteilt.
Dennoch haben es die Christen in Ägypten schwer: Solange die Scharia
das oberste Recht bleibt, sind sie benachteiligt. Vielleicht bietet
sich nach den Neuwahlen eine Chance für die Religionsfreiheit. Das
wäre ein riesiger Fortschritt.

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