Westfalen-Blatt: Höhere Entschädigung für ehemalige Heimkinder beschlossen

Für die ehemaligen Heimkinder aus
Westdeutschland, die ohne Lohn in Industrie und Landwirtschaft
gearbeitet haben, ist jetzt eine höhere Entschädigung beschlossen
worden. Das bestätigte Katja Laubinger, Pressereferentin im
Bundesfamilienministerium, dem WESTFALEN-BLATT. »Für jeden Monat
Arbeit erhalten die Betroffenen jetzt pauschal 300 Euro.« Bisher
seien 170 Euro für Männer und 200 Euro für Frauen vorgesehen gewesen.
Die Erhöhung habe der Lenkungsausschuss des Heimerziehungsfonds in
seiner letzten Sitzung am 29. Februar verabschiedet. Da der Fonds
bislang noch kein Geld ausgezahlt hat, profitieren alle Betroffenen
von der Neuregelung. Nach Angaben des Ministeriums hat der
Lenkungsausschuss noch eine weitere Änderung im Sinne früherer
Heimkinder verabschiedet: Wenn sie bisher einen Antrag auf
Entschädigung stellten, mussten sie unterschreiben, dass damit alle
Forderungen abgegolten sind. Diese Verzichtserklärung müsse jetzt nur
noch unter Vorbehalt abgegeben werden, da eine Änderung angestrebt
sei, sagte Katja Laubinger. Die Vorläufigkeit gelte auch für bereits
unterschriebene Erklärungen. Seit dem 1. Januar können frühere
Heimkinder aus den 16 alten Bundesländern Entschädigungen aus dem
120-Millionen-Euro-Fonds beantragen, auf den sich Bund, Länder, die
beiden großen Kirchen, die deutschen Orden sowie Caritas und Diakonie
geeinigt hatten. Doch es gibt kritik: »120 Millionen Euro hört sich
gut an, aber die tatsächliche Summe ist geringer«, sagt Monika
Tschapek-Güntner aus Soest, die frühere Vorsitzende des »Vereins
ehemaliger Heimkinder«. Denn die Finanziers des Fonds hätten
beschlossen, dass bis zu zehn Prozent, also zwölf Millionen Euro, für
die Beratung der Antragssteller ausgegeben werden dürfen, sagte
Tschapek-Güntner dem WESTFALEN-BLATT. Tschapek-Güntner sagte, in
Niedersachsen brächten die Kommunen ihren Anteil an dem Fonds
beispielsweise dadurch ein, dass sie in 47 Landkreisen
Beratungsstellen für frühere Heimkinder eingerichtet hätten. »Das ist
eine Mogelpackung!«, sagt Tschapek-Güntner. Denn für die Beratung
seien keine Kräfte eingestellt worden, sondern die Jugendämter
müssten diese Arbeit jetzt mit erledigen. »Wir wissen, dass die
Beratung früherer Heimkinder mehrere Stunden dauern kann. Es ist doch
klar, dass die alltägliche Arbeit der Jugendämter darunter leiden
muss!«

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Andreas Kolesch
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