Westfalenpost: Kommentar zu Bildung /Schulen/ Sekundarschule /Zwischen Euphorie und Existenznot /Umbau der Schulen /Von Wilfried Goebels

Der Umbau des Schulsystems in NRW läuft auf
Hochtouren. Die Hauptschule wird zum Auslaufmodell, die Realschule
gerät bei sinkenden Schülerzahlen unter massiven Druck der
Sekundarschule. Kleine Kommunen fürchten um die letzte Schule am Ort:
Nicht immer aber löst die Gründung einer Sekundarschule bei
Politikern, Eltern und Lehrern pure Euphorie aus. Oft herrscht blanke
Existenznot. Die Sekundarschule bietet der Gemeinde zahlreiche
Optionen. Integrativ, teilintegrativ, differenziert ab Klasse 7 – die
Öffnung der Bildungsgänge erlaubt die Rettung der wohnortnahen
Schule. Dass der Umstieg auf die neue Schule durch mehr Personal
privilegiert wird, erleichtert das Votum zur Neugründung. Und dass
mit der Sekundarschule ein weiterer Schritt hin zu einer Schule für
alle vollzogen wird, hat die CDU im Schulkonsens akzeptiert. Am Ende
der Entwicklung wird ein zweigliedriges Schulsystem aus Gymnasium und
Gemeinschaftsschule stehen. Auch leistungsstarke Realschulen werden
im ungleichen Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen können. Die
Schulträger sollten aber intensiv prüfen, bevor sie differenzierte
Bildungsgänge ab Klasse 7 endgültig abschaffen. Für Lehrer wird der
Umstieg auf die integrative Schule eine Herausforderung. Wenn die
ersten Sekundarschulen bereits zum neuen Schuljahr erfolgreich
starten sollen, muss die Lehrerfortbildung bald beginnen. Auch im
neuen Schuljahr wird es noch zahlreiche Hauptschulen geben. Die
Schulform wird jedoch in den nächsten Jahren Schritt für Schritt
auslaufen. Neue Organisationsformen sind aber kein Selbstzweck. Die
Sekundarschule muss die eigene Leistungsfähigkeit erst beweisen.

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