Wie wäre es mit einem Warnhinweis auf der Packung
Bärchenwurst? Ähnlich dick gedruckt, wie die abschreckenden Sätze auf
den Zigarettenpackungen: Achtung, diese Wurst gefährdet die
Gesundheit Ihrer Kinder! Ein solcher Schriftzug könnte ebenso auf den
Müsli-Riegeln stehen, die mit Ballaststoffen werben, aber Zucker und
Fett in sich haben. Oder auf dem süßen Quark, der so wichtig für die
Kinderernährung sein soll. Eine solche Warnung wäre das Mindeste, was
Verbraucherministerin Aigner angesichts der Foodwatch-Studie,
durchsetzen müsste. Seite an Seite mit dem Gesundheitsminister, in
dessen Budget die Milliarden Folgekosten falscher Ernährung schon
jetzt große Löcher reißen. Kinder mit Altersdiabetes, mit
Bluthochdruck und Übergewicht nehmen die Ausgaben, die früher
Erwachsene produziert haben, vorweg. Die Kosten trägt die
Gesellschaft, das Leiden tragen die Kinder. Der Hinweis der
Ministerin, Eltern hätten es in der Hand, Quark und Gemüse zu
servieren, klingt nicht nur zynisch, er ist auch noch weltfremd. In
unserer konsumorientierten Welt lässt es sich kaum durchsetzen, allen
Angeboten zu widerstehen. Eltern müssen auf die Gesundheit ihrer
Kinder achten, selbstverständlich. Aber sie müssen sich und die
Kinder nicht zu Außenseitern in der Gesellschaft machen, um ihren
Anspruch nach gesunder Ernährung durchzusetzen. Die Kritik an den
sogenannten Kinderlebensmitteln ist nicht neu. Zum Teil hat sie
Wirkung gezeigt, ließen sich Hersteller darauf ein, ihre Rezepturen
zu ändern. Was sich aber nicht geändert hat, ist die aggressive
Werbung für all das, was Kinder als Kunden sucht. Und über die Eltern
findet. Glück, Gesundheit, Sportlichkeit, Spaß – was wird nicht alles
versprochen. Dass nichts davon gehalten werden kann und es vor allem
darum geht, die Kassen der Hersteller klingen zu lassen, interessiert
die Verbraucherministerin nicht. Stattdessen bietet sie der
Ernährungsindustrie an, durch Beteiligung an Bewegungsprogrammen
Imagepflege zu betreiben. Ein falsches Spiel, zu Lasten der Kinder.
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