Westfalenpost: Kommentar zu Ehrenamt/ Arbeitszeit / Richtlinie / Das wäre das Ende der Freiwilligen Feuerwehr / Von Monika Willer

Ein Alptraum: Es brennt, und die Feuerwehr kommt
nicht. Weil der ehrenamtliche Feuerwehrmann, wenn er die Sirene hört,
rechnen muss, ob er überhaupt ausrücken darf. Falls er 40 Stunden pro
Woche arbeitet und alle zwei Wochen drei Stunden bei der Feuerwehr
übt, dann wird es knapp. Jedenfalls, wenn es nach den Plänen von
EU-Sozialkommissar Laszlo Andor geht. Der möchte, dass die
EU-Arbeitszeitrichtlinie auch für das Ehrenamt gilt. In Deutschland
gibt es 23 Millionen Bürger, die ehrenamtlich aktiv sind. Für sie
könnte nun künftig gelten: höchstens 48 Stunden Wochenarbeitszeit und
elf Stunden Ruhe innerhalb von 24 Stunden. Die Feuerwehr würde das
Gesetz am härtesten treffen. Setzt sich der Sozialkommissar durch,
kann man getrost vom Ende der Freiwilligen sprechen. Dann müssten
flächendeckend hauptamtliche Feuerwehrleute zum Einsatz kommen. Das
ist auf dem Land weder zu realisieren noch zu finanzieren. Gerade die
Freiwilligen Feuerwehren auf dem Land stehen ohnehin vor großen
Problemen. Erstens arbeitet man nicht mehr dort, wo man wohnt. Wenn
es tagsüber brennt, dauert es lange, bis genug Männer und Frauen an
den Schläuchen sind. Zweitens sind längst nicht mehr alle Arbeitgeber
bereit, den freiwilligen Feuerwehrmann im Notfall freizustellen. Die
Freiwilligen haben also vielerorts Nachwuchssorgen. Die Freiwilligen
Feuerwehren sind gleichzeitig das erfolgreichste Beispiel dafür, dass
Deutschland eine funktionierende Bürgergesellschaft ist. Historisch
gesehen war der Brandschutz, noch vor der Verteidigung, die
wichtigste Aufgabe einer Ansiedlung. Die Feuerwehren sind neben den
Schützen unsere ältesten Vereine. Brüssel will nun notfalls gegen
Berlin darauf bestehen, dass das Ehrenamt in die
Arbeitszeitrichtlinie von 48 Wochenstunden eingerechnet wird. Weil
man den Verdacht hegt, dass bestimmte Organisationen die Arbeit der
Ehrenamtlichen ausnutzen, um ihre Bilanzen aufzupolieren. Da mag
etwas dran sein. Doch muss man wirklich alle über einen Kamm scheren?
Wenn ja, steht zu befürchten, dass es künftig beim Heulen der Sirene
heißt: Lass es brennen.

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