Zivilgesellschaftliche Mitglieder sehen Textilbündnis in Gefahr

Das von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller
(CSU) initiierte Textilbündnis motiviert Unternehmen nicht
ausreichend dazu, sich für die Einhaltung von Menschenrechten in
ihren Lieferketten zu engagieren. Das kritisieren die
zivilgesellschaftlichen Mitglieder des Bündnisses anlässlich eines
Vernetzungstreffens, das am 5. Juni in Hannover stattfindet. Die
Unternehmen, die dem Textilbündnis beigetreten sind, decken bisher
etwas weniger als 50 Prozent des deutschen Textilmarktes ab.
Vermutlich werden zudem Anfang Juli erneut weitere Mitglieder das
Bündnis verlassen müssen, wenn sie der Pflicht zur Erstellung eines
jährlichen Maßnahmenplans nicht nachkommen. Die
zivilgesellschaftlichen Mitglieder verweisen darauf, dass das
freiwillige Textilbündnis sinnvolle Beiträge zur Umsetzung von
Standards leisten könne. Für die Verwirklichung der Menschenrechte in
der textilen Lieferkette sind aber wirksame und für alle Unternehmen
geltende gesetzliche Regeln notwendig.

Damit das auf freiwilliger Basis bestehende Textilbündnis in der
Öffentlichkeit glaubwürdiger wird, muss mehr Transparenz im
Prüfprozess geschaffen werden. „Bislang werden die Berichte der
Mitgliedsunternehmen lediglich formal durch zwei Beratungsunternehmen
auf ihre Plausibilität geprüft, nicht aber auf ihre inhaltliche
Tiefe“, kritisiert Dr. Gisela Burckhardt von FEMNET e.V. und ergänzt:
„Notwendig wäre eine inhaltliche Prüfung und Transparenz über die
Bewertung. Da die Ausgangsbasis nicht öffentlich ist, bleibt für
Außenstehende schwer erkennbar, welche Verbesserungen ein Mitglied
anstrebt. Dadurch ist der Prozess intransparent und ermöglicht zu
wenige Rückschlüsse auf das tatsächliche Engagement der Unternehmen.“

Im August sollen die Maßnahmenpläne aller Mitglieder im
Textilbündnis verpflichtend veröffentlicht werden. „Das
Anspruchsniveau dieser Pläne ist ausschlaggebend, um zu bewerten, ob
sich die Bündnismitglieder wirklich engagieren oder nur hinter den
Minimalanforderungen verstecken“, sagt Dr. Sabine Ferenschild vom
SÜDWIND Institut und ergänzt: „Dies ist entscheidend für den Erfolg
des Textilbündnisses.“ Um die Maßnahmenpläne besser bewerten zu
können, haben die zivilgesellschaftlichen Akteure im Textilbündnis
eine Studie in Auftrag gegeben. Darin haben Expert_innen vom Öko
Institut erarbeitet, wie Mitgliedsunternehmen die gestellten
Anforderungen ambitioniert umsetzen sollten. Die Studie kritisiert
ebenfalls den intransparenten Prüfprozess des Textilbündnisses.

„Das Textilbündnis läuft derzeit Gefahr wirkungslos zu bleiben,
wenn die selbst gesteckten Schwerpunkte nicht eingehalten werden“,
kritisiert Berndt Hinzmann vom entwicklungspolitischen
INKOTA-netzwerk. Für das Jahr 2018 habe der Steuerungskreis des
Bündnisses das Thema existenzsichernde Löhne als Schwerpunkt
festgelegt. „Faktisch passiert ist bisher wenig“, so Hinzmann weiter.
„Existenzsichernde Löhne sind ein Kernthema und hängen mit anderen
Problemen wie Gewerkschaftsfreiheit oder Einkaufspraktiken zusammen.
Bei diesem zentralen Punkt muss das Bündnis noch in diesem Jahr klare
Fortschritte vorweisen.“

Weitere Informationen:
Zur Zusammenfassung der Studie vom Öko Institut: http://ots.de/f1vx3q
Zur Studie vom Öko Institut: http://ots.de/53Aiwh

Das Bündnis für nachhaltige Textilien ist eine 2014 vom
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
ins Leben gerufene Initiative welche das Ziel verfolgt, die soziale,
ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit entlang der gesamten
Textilkette kontinuierlich zu verbessern. Mehr unter:
https://www.textilbuendnis.com/. 19 Organisationen der
Zivilgesellschaft sind Mitglieder des Textilbündnisses, die von
folgenden drei NGOs im Steuerungskreis vertreten werden: FEMNET,
INKOTA-netzwerk, SÜDWIND Institut. Alle drei sind auch
Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung / Clean
Clothes Campaign.

Pressekontakt:
Dr. Gisela Burckhardt, FEMNET/CCC, gisela.burckhardt@femnet-ev.de,
Tel.: 0152 01774080
Dr. Sabine Ferenschild, SÜDWIND Institut,
ferenschild@suedwind-institut.de, Tel: 0228 7636 9816
Berndt Hinzmann, INKOTA-netzwerk/CCC, hinzmann@inkota.de, Tel.: 0160
94 69 87 70

Original-Content von: Zivilgesellschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien, übermittelt durch news aktuell