Zschäpe-Anwalt hält These der Mittäterschaft für „äußerst gewagt“ und rät seiner Mandantin zu schweigen – Neues Video

Der Anwalt der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate
Zschäpe, Wolfgang Heer, bestreitet die Vorwürfe der
Bundesanwaltschaft, wonach Zschäpe Mittäterin bei den Verbrechen des
NSU gewesen sei. In einem Interview für den Norddeutschen
Rundfunk/Panorama sagte Heer: „Wir halten schon jetzt die Hypothese
der Bundesanwaltschaft, Frau Zschäpe sei Mittäterin, für äußerst
gewagt und gehen davon aus, dass diese Hypothese nicht bestätigt
werden wird.“

In dem Interview, das in Ausschnitten am Sonnabend (17. November)
in den Tagesthemen gesendet wird, bestreitet Heer außerdem, dass sich
seine Mandantin in der Nähe der Tatorte aufgehalten habe. „Nach
unseren Informationen war Beate Zschäpe an keinem Tatort und auch
nicht in der Nähe des Tatortes zugegen.“ Damit widerspricht Heer der
Darstellung der Bundesanwaltschaft und Medienberichten.

Laut einen Bericht der „taz“ wurde Beate Zschäpe 2005 am Tag des
Mordes an Ismail Yasar in Nürnberg von einer Zeugin in unmittelbarer
Nähe des Tatortes gesehen. Heer: „Wir kennen diese Zeugenaussage.
Diese Zeugin hat erstmals 2005 ausgesagt. Sie hatte damals bekundet,
zwei Männer wahrgenommen zu haben, zu einer Frau hat sie nichts
Besonderes erwähnt. Sie hatte eine Frau überhaupt nicht genannt in
der ersten Vernehmung. Dann wurde sie nachvernommen von der
Bundesanwaltschaft. Und hat in einer Videosequenz die Mandantin
erkannt. Die Mandantin ist inzwischen äußerst bekannt durch die
Medien und wir gehen daher davon aus, dass da überhaupt kein
Beweiswert vorhanden ist.“ Heer kündigte an, seiner Mandantin zu
raten, weiterhin „keine Angaben zur Sache zu machen, also zu
schweigen.

Das Bundeskriminalamt hat bei den Ermittlungen gegen Beate Zschäpe
auch Video-Aufnahmen der Beschuldigten eingesetzt. Die Bewegtbilder,
die dem Norddeutschen Rundfunk vorliegen, zeigen Zschäpe in einer Art
Gegenüberstellung, mutmaßlich um sie möglichen Zeugen vorspielen zu
können. Der Film zeigt mehrere Minuten lang neben sieben anderen
Vergleichspersonen auch das letzte überlebende Mitglied des NSU in
verschiedenen Einstellungen. Darin ist sie mit verschiedenen Frisuren
sowie mit und ohne Brille zu sehen. Der Norddeutsche Rundfunk zeigt
auf panorama.de die ersten Filmaufnahmen von Beate Zschäpe seit über
vierzehn Jahren.

„Üblicherweise wird so was mit einer Wahllichtbildvorlage, also
mit Fotos gemacht. Ich habe es hier selbst zum ersten Mal erlebt,
dass eine Videogegenüberstellung erfolgt ist. Aber wir gehen davon
aus, dass der Beweiswert gegen Null tendiert“, sagte Heer in Bezug
auf die Identifizierung Zschäpes in der Nähe des Nürnberger Tatortes.

Die letzten öffentlichen Fotos entstanden, als sich Zschäpe vor
einem Jahr der Polizei in Jena stellte. Sie wird als Mitglied der
Terrorbande „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) angeklagt.
Beate Zschäpe wird vorgeworfen, als Teil der terroristischen
Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ zwischen 1998 und
2011 als „gleichberechtiges Mitglied“ an der Planung von zehn Morden,
zwei Bombenanschlägen und 15 Raubüberfällen beteiligt gewesen zu
sein.

Das Video wird im Verlauf des 17. November 2012, nachmittags,
unter: www.panorama.de veroffentlicht. Ausschnitte davon und von dem
Interview mit Wolfgang Heer sind am Abend in den ARD-Tagesthemen zu
sehen.

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