WAZ: Empörung im Ruhrgebiet über Wahlkampfspruch der Düsseldorfer CDU

Mit einem ungewöhnlich deftigen Wahlkampfspruch
provoziert die Düsseldorfer CDU die Nachbarn der Landeshauptstadt.
Entlang der Stadtgrenze stehen 100 Plakate mit dem Slogan „Sie
verlassen den schuldenfreien Sektor“ und dessen englischer
Übersetzung „You are leaving the debt free sector.“ Die Plakate
erinnern an die frühere Beschilderung der Alliierten an der Grenze
zwischen West- und Ostberlin. Besonders das Ruhrgebiet reagiert
empört auf die Aktion. Von „Unverschämtheit“ ist die Rede.

„Das ist hochnäsig. So etwas gehört sich nicht. Wir gönnen es den
Düsseldorfern, dass es ihnen gut geht“, wetterte Jörg Lorenz,
Geschäftsführer der Duisburger SPD, im Gespräch mit der Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe). Der stellvertretende Chef
der Duisburger CDU, Peter Ibe, findet den Spruch „auf den ersten
Blick okay“. Aber wirklich amüsiert ist der Unionspolitiker nicht
angesichts des plakativen Eigenlobs der Düsseldorfer. „Viele
Duisburger arbeiten in Düsseldorf und tragen zum Wohlstand dieser
Stadt bei“, sagte Ibe. Das Revier habe seine Schulden eben noch nicht
abarbeiten können.

Christian Wiglow, Fraktionschef der SPD in Ratingen, findet die
Sprüche aus Düsseldorf „hochnotpeinlich“. Der Vergleich mit der
früheren Zonengrenze sei „völlig daneben“. Peter Zwilling,
Geschäftsführer der SPD im Kreis Mettmann, sagte: „Daraus spricht die
arrogante Art der CDU und des Oberbürgermeisters der
Landeshauptstadt.“ Detlef Ehlert (SPD Erkrath) attackierte den
Düsseldorfer OB Dirk Elbers: „Er sollte es sich nicht auf diese Weise
mit seinen Nachbarn verderben.“

Der Kreisgeschäftsführer der CDU in Düsseldorf, Bernhard Herzog,
kann die ganze Aufregung nicht verstehen. „Wir wollen nicht
provozieren, obwohl wir natürlich wissen, dass sich manche provoziert
fühlen. Es geht einfach darum, allen zu zeigen: Wir sind
schuldenfrei.“

Aus Essen, der am höchsten verschuldeten Stadt Deutschlands, ist
sogar Lob zu hören. „Hinter der Düsseldorfer Schuldenfreiheit steht
eine beachtliche Leistung. Ich sehe diese Plakate sportlich. Sie sind
für uns ein Anreiz, vom hohen Schuldensockel runterzukommen und den
Tilgungskurs fortzusetzen“, sagte Essens Kämmerer Lars Martin Klieve
(CDU) dieser Zeitung.

„Wenn es einer zur Schuldenfreiheit gebracht hat, muss er es auch
dokumentieren dürfen“, findet Ute Stöcker, Fraktionschefin der CDU
Mettmann.

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