Eine junge Frau wird erstochen, der junge Mann, der
höchstwahrscheinlich die Verantwortung trägt, nimmt sich auf der
Flucht das Leben – es liegt in der Natur der Sache zu fragen, ob denn
niemand diese Tragödie stoppen konnte. Dass die Eltern des Opfers der
Polizei vorwerfen, ihre Tochter nicht genug geschützt zu haben, kann
man gut verstehen, schließlich war der Täter gewalttätig und
vorbestraft. Der Schmerz über den Verlust ihres Kindes berechtigt sie
dazu. Doch das Dilemma der Polizei, die sich in solchen Fällen stets
gegen den Vorhalt wehren muss, nicht so genau hingesehen zu haben,
ist unbestreitbar: Kein Gesetz der Welt gibt ihr das Recht, jemanden
auf bloßen Verdacht hin aus dem Verkehr zu ziehen. Gewalt im Haus
wird geahndet, aber eine Bluttat wie diese ist im Vorfeld fast nie zu
verhindern. Das ist furchtbar unbefriedigend. Es gehört aber zur
Wahrheit.
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