Das Schweigen brechen: Es klingt so einfach. In
Wirklichkeit sind es unendlich viele Schritte, die dazu beitragen,
eine Mauer des Schweigens restlos abzutragen. Da braucht es den Mut
der ersten Opfer, sich zu offenbaren. So wurden am Canisius-Kolleg
aus zunächst zwölf bekannten Fällen an die 100, viele Opfer meldeten
sich erst Jahre später. Es braucht Persönlichkeiten wie den damaligen
Schulleiter Pater Klaus Mertes, der den öffentlichen Blick diskret
weg von den Opfern hin zu dem System lenkte, das die Täter deckte. Es
brauchte die Geduld der Politik zu verstehen, was sexuelle Gewalt
anrichtet und wieso es die Opfer Jahrzehnte kosten kann, bis sie
darüber sprechen können. Was leider auch stimmt: Es braucht offenbar
immer neue Skandale, bis endlich allen klar ist, dass
Schweigekartelle überall existieren können. In der Kirche ebenso wie
an Schulen, und Kinderheimen, im Sport, im Internet – also überall,
wo Täter Gelegenheit finden, sich schwächerer Menschen gewaltsam zu
bemächtigen, mithilfe der Sexualität, die als Instrument der Gewalt
eingesetzt wird.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell