NOZ: Kämpfen als Berufung? Landesbischof kritisiert Werbekampagne der Bundeswehr

Kämpfen als Berufung? Landesbischof kritisiert
Werbekampagne der Bundeswehr

Meister: Militär sollte nicht mit Assoziationen zu Computerspielen
werben

Osnabrück. Hannovers evangelischer Landesbischof Ralf Meister
kritisiert die aktuelle Werbekampagne der Bundeswehr. „Mit Slogans
wie ,Folge deiner Berufung– habe ich als Pfarrer große Probleme“,
sagte Meister im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das
Berufen-Sein gehöre bei Pfarrerinnen oder Pfarrern zur geistlichen
Identität. Für das Militär wiederum gelte: „Frieden herstellen und
wahren, das ist der Auftrag der Bundeswehr, wenn sie im Ausland aktiv
wird.“ Wenn die Bundeswehr für sich werbe, „dann nur mit diesem
Auftrag und auf keinen Fall mit Assoziationen zu Kampfszenen aus
Computerspielen“, forderte der Geistliche.

Meister wünschte sich, dass sich Christen berufen fühlten,
Kreisläufe von Gewalt zu durchbrechen. In den Werbesprüchen auf ihren
Plakaten nennt die Bundeswehr allerdings Fertigkeiten wie „Kämpfen“
und „Führen“ als Berufung und zeigt dazu eine Gruppe agiler Soldaten
mit Waffen im Anschlag beziehungsweise das markante Gesicht einer
blonden Marine-Soldatin. Auf den ersten Blick wirken die Motive wie
Werbebilder eines Videospiels. Bei der Computerspielemesse Gamescom
hatte die Bundeswehr unter anderem mit dem Slogan „Mehr Open World
geht nicht“ unter Bezug auf ein bekanntes Videospiel-Genre für sich
geworben.

Meister führt die mit mehr als 2,6 Millionen Mitgliedern größte
Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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Hannovers Landesbischof: AfD-Mitgliedschaft und Christsein
schließen sich nicht aus

Ralf Meister: Auch um diese Menschen muss man sich kümmern

Osnabrück. Eine Mitgliedschaft in der AfD und ein Leben als Christ
schließen sich laut dem evangelischen Landesbischof Ralf Meister
nicht aus, solange sich die AfD im Rahmen des geltenden Rechts
bewege. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte
Meister: „Was nicht funktioniert, ist, Christ zu sein und sich
antisemitisch, menschenverachtend, ausgrenzend, rassistisch zu äußern
oder andere Menschen öffentlich und in Online-Netzwerken zu
beleidigen.“ Das entspreche nicht dem geistlichen Auftrag eines
Christen. „Diese Haltung unterstelle ich aber nicht allen
AfD-Mitgliedern“, sagte Meister.

Man müsse deutlich machen: „Wer AfD-Mitglied ist fördert
Positionen, die zu rechtsradikalen Wertverschiebungen führen.“ Er
ermuntere Gemeinden, offener über Haltungen und politische Bindungen
zu sprechen, erklärte der Landesbischof.

Meister forderte, radikale Haltungen, die etwa in Chemnitz und
Köthen zum Ausdruck gebracht worden waren, scharf zu verurteilen.
„Auf der anderen Seite bin ich sehr behutsam zu sagen: Mit denen
reden wir nicht.“ Auch um diese Menschen, die momentan nicht mehr
dazu gehörten, müsse man sich kümmern. „Selbst wenn sie sagen: Lass
mich in Ruhe. Es befreit uns keiner von der Verantwortung, sie im
Blick zu behalten“, sagte der Geistliche, der die größte deutsche
evangelische Landeskirche führt.

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