Ein Kommentar von Ulli Tückmantel:
Ob es im Zusammenhang mit der Loveparade-Katastrophe jemals zu
Anklagen und Verurteilungen kommt, ist weiter unklar. Klar aber ist:
Wenn es bei den 16 beschuldigten Polizisten, Beamten und
Lopavent-Mitarbeitern bleibt, gegen die die Staatsanwaltschaft jetzt
namentlich einen Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und der
fahrlässigen Körperverletzung formuliert, dann wird am Ende keiner
von denen auf der Anklagebank sitzen, die für die Loveparade 2010
verantwortlich waren. Als Ergebnis sechsmonatiger Ermittlungen und
der Befragung von 2200 Zeugen hat das das Potenzial, eilige Empörung
auszulösen. Denn leicht könnte der Eindruck entstehen, hier würden
„wieder einmal“ die Kleinen gehenkt und die Großen laufengelassen.
Doch das ist falsch. Es ist genauso falsch, wie die voreiligen
Schuldzuweisungen der vergangenen Monate. Die Staatsanwaltschaft hat
die Frage nach der juristischen Verantwortung für 21 Tote und 500
Verletzte zu klären. Diese Schuld muss nicht bei denen liegen, die
politisch und wirtschaftlich verantwortlich waren. Dass sie sich der
Übernahme ihrer moralischen Verantwortung bis heute mit dem Hinweis
auf die ungeklärte Schuldfrage entziehen, ist keine Sache der
Gerichte. Es ist eine des Gewissens.
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