RNZ: „Wichtiger Irrweg“ – Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Studiengebühren

Von Sören S. Sgries

Welch eine Genugtuung für alle, die schon immer sagten:
Studiengebühren sind ein Irrweg. Mit Bayern streicht aller
Voraussicht nach das letzte Bundesland diese Abgabe. Das ist eine
gute Entscheidung, schließlich gibt es viele Gründe, warum dieser Weg
falsch war – die soziale Selektion sei hier als wichtigstes Argument
genannt. Vollkommen sinnlos war die Einführung der Studiengebühren
dennoch nicht, auch wenn sie ihre Wirkung eher über Umwege entfaltet.
Zum einen: Die Universitäten haben ihr Lehrangebot aus den vollen
Gebührentöpfen deutlich ausgeweitet – mit längeren Öffnungszeiten der
Bibliotheken, besserer Betreuung, neuen Stellen. In den vergangenen
Jahren hat sich gezeigt, dass diese Sonderausstattung kein Luxus war,
sondern Notwendigkeit. Sparen kann der Staat hier nicht – auch der
bayrische Kompromiss möchte die Hochschulen nicht zurück zum Status
quo ante zwingen. Doch auch die Studentensicht hat sich verändert:
Durch die rege Diskussion ist das Bewusstsein für den Wert einer
weitgehend kostenlosen universitären Bildung geschärft worden. Der
Gedanke, dass dieser Mehrwert einer akademischen Bildung später
einmal zurückgezahlt werden muss, ist kein Tabu mehr. Studiengebühren
waren nie das richtige Mittel gegen die Unterfinanzierung der Unis –
aber sie haben die Augen für Lösungen geöffnet.

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