neues deutschland: S 21: Können muss man wollen

Gut, dass auf Bundesebene die Diskussion über
Stuttgart 21 Fahrt aufnimmt. Auch gut, wenn der Verkehrsausschuss
sich damit befasst und Vertreter der bundeseigenen Bahn vorlädt,
damit diese den Ausschussmitgliedern Näheres zur – bislang bekannten
– Kostensteigerung erklärt. Aber dann kommt nichts dabei raus. Unter
anderem weil die Vertreter der Bahn sich weigern, Fragen zu
beantworten, wie die nach der Wirtschaftlichkeitsberechnung. Und die
kommen damit durch! Warum stellt sich der oberste Verkehrspolitiker
Ramsauer nicht hin, erinnert die Bahnmänner daran, wem das
Unternehmen gehört, und fordert sie auf, Farbe zu bekennen? Ob er
nicht will oder ob er nicht kann, bleibt bei Ramsauer offen. Auf
jeden Fall dürften interessierte BürgerInnen sich mal wieder
verarscht fühlen. Sicher, auch verweigerte Antworten sagen etwas aus,
in diesem Fall, dass die Wirtschaftlichkeit des Tiefbahnhofs offenbar
ein Problem für die Bahn ist. Also müssen die Politiker, die sich
noch trauen, selbst nachzudenken, an dieses Thema ran. Allerdings
sollte das schnell gehen. Noch ist nicht allzu viel auf der S
21-Baustelle passiert, aber die Bahn schafft Fakten: reißt ab,
buddelt oder fällt Bäume – ohne zu wissen, wer das alles bezahlt.
Dass es bis zur Klärung der Kostenübernahme keinen Baustopp gibt, ist
mehr als unverschämt. »Augen zu und durch« lautet die Devise von Bahn
und Bundesregierung. Wahrscheinlich, weil es nur unser Geld ist, das
da verbuddelt wird.

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