Andere Bundesländer bauen Windkraftanlagen.
Baden-Württemberg hat nicht mehr als einen „Windatlas“

„Wir wählen Zukunft: Erneuerbare statt Atom“
widerspricht Wirtschaftsminister Pfister: Das Land droht den Einstieg
in das regenerative Zeitalter zu verpassen und verliert vor allem bei
der Windenergie den Anschluss an die bundes- und weltweite
Entwicklung.

Heute hat Wirtschaftsminister Pfister vollmundig verkündet, dass
die neue Windpotenzialanalyse für Baden-Württemberg „einen
Meilenstein für den Ausbau der Windkraft“ darstelle. Höchste Zeit,
denn tatsächlich liegt Baden-Württemberg bei der Nutzung der
Windkraft meilenweit hinter vergleichbaren Bundesländern zurück.
Während das deutlich kleinere Rheinland-Pfalz mit 1080 Anlagen im
Jahr 2010 bereits 6,5 % seines Stroms aus Wind bereitstellte, sind es
in Baden-Württemberg mit 368 Anlagen gerade mal 0,8 % (0,67
Terawattstunden (TWh)*. Beim Zubau im letzten Jahr war das Land mit
seinen 8 Anlagen sogar Schlusslicht hinter dem Saarland mit 13 und
Bremen mit 12 Anlagen.

„Die Landespolitik hat über ein Jahrzehnt den Ausbau der Windkraft
eher behindert als gefördert. Das Ergebnis: Das Land hat den Anschuss
an die dynamische Weiterentwicklung der Windenergie verschlafen“, so
das Fazit des Stuttgarter Energiewissenschaftler und Mitglieds des
Lenkungskreises der Kampagne „Erneuerbare statt Atom“ Dr. Joachim
Nitsch. Es ist zu befürchten, dass sich dies trotz der neuen
detaillierten Windpotenzialanalyse nicht ändern wird. Die
Landesregierung hält nämlich uneinsichtig am Ausbauziel für 2020
ihres „Energiekonzepts 2020“ in Höhe von 1,2 TWh Windstrom fest.
Dabei wurde dieser Zielwert schon bei der Entstehung des
Energiekonzepts von vielen Experten als unzureichend kritisiert.
Damit wird nämlich die jährliche Zubaurate kaum höher liegen als der
derzeitige niedrige Zubauwert. Der Abstand zu vergleichbaren
Bundesländern wird folglich noch größer. Für ein Bundesland, das sich
als Hochtechnologieland bezeichnet, ist dieses Ausbauziel völlig
unangemessen. Es sogar als „energiepolitisch ehrgeizige Zielsetzung“
zu bezeichnen, verkennt völlig die Herausforderungen, die auf die
zukünftige Energieversorgung zukommen. Und es behindert die weitere
Entwicklung der gut 100 Unternehmen, die im Land Zulieferer der
Windenergiebranche sind.

„Damit das Land seinen Verpflichtungen zum Klimaschutz nachkommen
und sich der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg am boomenden Markt
innovativer Energietechnologien angemessen beteiligen kann, müssen
die Weichen für eine zukunftsfähige Energieversorgung im Land bis
2020 gestellt werden“, betonte Nitsch. Dazu gehöre u. a. ein 33%iger
Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die Windenergie
müsse zur tragenden Säule werden und mit rund 4 Terawattstunden
Stromerzeugung beteiligt sein, was dann etwa 5-6 % des
Stromverbrauchs entspräche.

„Solange aber die Landesregierung uneinsichtig an der Kernenergie
festhält, wird sie die Windenergie nicht fördern“, betonte Rainer
Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Denn
entgegen allen Beteuerungen wissen die Verantwortlichen genau, dass
Atomenergie und wachsende Anteile von Wind- und Sonnenenergie nicht
zusammenpassen.“ Das Bündnis „Erneuerbare statt Atom“ ruft deshalb
die Bürgerinnen und Bürger auf, nur Kandidatinnen und Kandidaten in
den zukünftigen Landtag zu wählen, die sich klar zur Energiewende
bekennen. Der Systemkonflikt zwischen Kernenergie und erneuerbaren
Energien müsse entschieden werden. Solange dies nicht geschehe, werde
auch der genaueste Windpotenzialatlas die Windenergie in
Baden-Württemberg nicht voranbringen.

Zu den Perspektiven der Windenergie:

http://sauber-bleiben.de/wp-content/uploads/2011/02/Windenergie-in
-BAWÜ.pdf

*1 Terawattstunde = 1 Milliarde Kilowattstunden

Pressekontakt:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe (DUH);
Mobil: 015155016943, Tel.: 0302400867-0, E-Mail: baake@duh.de

Dr. Joachim Nitsch, Energiewissenschaftler,
Tel. 07117801907, E-Mail: jo.nitsch@t-online.de