Was eigentlich klappt noch in dieser Stadt? Zu
viele Schulen in einem miserablen Zustand, die Straßen voller
Schlaglöcher, die S-Bahn mehr ein Zufallstransportmittel denn eines,
auf das Verlass ist. Und nun folgt der bislang größten Blamage rund
um die unvollendete Großbaustelle des Flughafens BER die nächste
Horrormeldung für die Verlässlichkeit Berlins: Die Sanierung der
Deutschen Staatsoper Unter den Linden dauert schon wieder länger als
geplant. Der Vorhang im renovierten, einst von Georg Wenzeslaus von
Knobelsdorff 1741 bis 1743 gebauten Haus mit der klassizistischen
Außenfassade und den vom Rokoko dominierten Innenräumen bleibt um ein
weiteres Jahr bis 2015 geschlossen. Es ist die zweite Verschiebung,
nachdem bereits vor einem Jahr der Zeitplan geplatzt war und die
Wiedereröffnung von 2013 auf 2014 verschoben werden musste. Nun also
ein weiteres Jahr Notquartier Schillertheater an der Bismarckstraße.
Ein Desaster für die Kulturmetropole Berlin, eine noch länger
währende improvisatorische Herausforderung für den am Optimum
orientierten Generalmusikdirektor Daniel Barenboim und dessen
ehrgeizigen Intendanten Jürgen Flimm. Diesmal ist es der morastige,
wasserhaltige Untergrund, der den Bauleuten einmal mehr die Pläne
wegschwimmen ließen. Wie schon Ende der 20er-Jahre des letzten
Jahrhunderts beim Umbau der Staatsoper und dann wieder im vergangenen
Jahr, als die erste Bauverzögerung verkündet wurde. Hätte man also
vorgewarnt sein müssen? Bevor auch in diesem Fall die letzten
Verantwortlichkeiten aufgeklärt sind, gibt es zumindest einen, der
sich nicht länger aus seiner Gesamtverantwortung für die Stadt
stehlen kann, in der immer weniger klappt. Dieser heißt Klaus
Wowereit. Wowereit ist nicht nur Regierender Bürgermeister, sondern
zugleich Kultursenator und damit letztverantwortlich für alles, was
auch mit der Oper Unter den Linden zu tun hat. Wie geschlagen er
bereits durch die Bruchlandung BER ist, hat er auf nicht sehr feine
Art dadurch bekundet, dass er der Opern-Tragödie zweiten Teil durch
die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und den Landesarchäologen
Matthias Wemhoff verkünden ließ. Sowohl der „regierende Senator“ wie
sein ansonsten so selbstbewusster und eloquenter Staatssekretär Andre
Schmitz drückten sich, die nächste Peinlichkeit dieser Stadt mit zu
verkünden. Es wird höchste Zeit, dass Wowereit sein Amt endlich so
ernst nimmt, wie es die gravierenden Probleme dieser Stadt verlangen.
Schluss mit lustig, ran an die harte, kontinuierliche Arbeit. Zeit
genug dafür hat Wowereit jetzt, da er nach der Flughafenpleite, die
zur bundesweiten Lachnummer geworden ist, alle höheren politischen
Weihen endgültig fahren lassen muss. Der Berliner Senat steht vor
großen Hausforderungen, um die Stadt finanziell, wirtschaftlich,
schulisch und integrativ zukunftsfähig zu machen. Dazu braucht es
einen entschlossenen, sich kümmernden Regierenden Bürgermeister.
Klaus Wowereit ist das zurzeit leider nicht. Das ist nicht gut für
unsere Stadt.
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