Als „Auswuchs naiven Übereifers“ lehnt Dr. Erwin
Lotter – FDP-Gesundheitsexperte und Bundesvorsitzender der
Vereinigung Liberaler Ärzte e.V. (VLÄ) – die von
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder vorgeschlagene Lockerung
der ärztlichen Schweigepflicht ab. „Hier liegt ein typisches Symptom
von ,gut gemeint, aber schlecht gedacht´ vor“, diagnostiziert der
Arzt und Psychotherapeut Lotter. „Machen wir uns doch nichts vor:
Welche Eltern, die ihre Kinder misshandeln, werden in akuten Fällen
noch zum Arzt gehen, wenn sie wissen, dass sie dadurch sofort beim
Jugendamt angezeigt werden? Was die Bundesfamilienministerin hier
vorschlägt, bewirkt in der Praxis genau das Gegenteil von dem, was
sie eigentlich mit ihrem Gesetzesentwurf erreichen wollte:
Misshandelten Kindern bleibt notwendige ärztliche Hilfe vorenthalten,
weil die Eltern nicht bei den Ämtern aktenkundig werden wollen.“
Statt einseitiger politischer Schnellschüsse sei gerade beim Thema
Kindesmissbrauch eine ehrliche öffentliche Diskussion notwendig, so
Lotter weiter: „Zeugungsfähigkeit und Kopulationsbereitschaft sind
leider nicht gleichbedeutend mit der Fähigkeit, Kinder auf einen
eigenverantwortlichen Weg durch eine zunehmend komplexe Welt
vorzubereiten. Insofern stellt sich die Herausforderung, wie
überforderten Eltern langfristig geholfen werden kann. Der Frage, wie
die Elternfähigkeit gesteigert werden kann, kommt dabei eine zentrale
Bedeutung zu.“ Auch die von Schröder vorgeschlagenen Familienhebammen
griffen in diesem Kontext zu spät: „Im Sinne eines
,Elternführerscheins´ sollten eher die Beratungsleistungen im Vorfeld
intensiviert werden. Ebenso, wie man bereits für das Lenken eines
PKWs entsprechende Grundkenntnisse nachweisen muss, sollten auch
werdenden Eltern im Rahmen spezieller Elternführerschein-Kurse
soziale und erzieherische Mindeststandards vermittelt werden.“
Pressekontakt:
MdB Dr. Erwin Lotter (FDP)
Bundesvorsitzender Vereinigung Liberaler Ärzte e.V.
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