Die jüngste Anhörung im Brandenburger Landtag zur
Auseinandersetzung um den neuen Großflughafen in Schönefeld hat
erneut verdeutlicht, wie fragwürdig die Entscheidung für diesen
Standort war. Falsch war sie nicht nur wegen der damals schon
erkannten und unterschätzten Belastungen für die Anwohner, deren Zahl
beispielsweise am Alternativstandort Sperenberg wesentlich geringer
gewesen wäre. Falsch war sie vor allem deswegen, weil an den jüngsten
Protesten die unfassbare Gedankenlosigkeit deutlich wird, mit der im
Süden Berlins, insbesondere aber in den Gemeinden rund um die
Landeshauptstadt und in Potsdam selbst Politik gemacht wird. In
unmittelbarer Nähe der Start- und Landebahnen wird das Leben in den
nächsten Jahren schwer, für manchen auch unerträglich. Aber darum
geht es bei den Veranstaltungen, die jetzt Tag für Tag in der
Hauptstadtregion stattfinden, schon lange nicht mehr. Im Vordergrund
steht die vage, durch keinerlei Fakten begründete Befürchtung, es
könne sich mit den Flugzeugen etwas ändern an der Idylle, in der man
sich eingerichtet hat. Da stehen dann Villenbesitzer an Info-Ständen
und beschreiben die Gefahren, die der Potsdamer Schlösserlandschaft
durch den Fluglärm drohen könnten. Die landespolitischen
Entscheidungsträger, insbesondere die mit SPD-Parteibuch stehen
daneben und verweisen darauf, dass sie damals nicht dabei gewesen
seien. Im Falle des brandenburgischen Ministerpräsidenten ist dies
schlicht falsch, denn er saß am Kabinettstisch. Er hat in Treue zu
seinem Vorgänger Stolpe die Entscheidung für Schönefeld damit
begründet, dass sie insbesondere den Interessen der Berliner und des
Speckgürtels dienen. Er hat dann, als die Begünstigten zu Scharen
plötzlich ganz andere Interessen bekundeten, vage darauf verwiesen,
dass alle Entscheidungen noch nicht endgültig seien. Eine befriedende
Wirkung hatte dieses Taktieren bislang nicht, es hat im Gegenteil
eher den Eindruck verstärkt, mit Protesten könne der Flughafenbetrieb
tatsächlich noch klein gehalten werden. Platzeck muss endlich Farbe
bekennen. Der neue Flughafen ist eine von ihm gewollte und
angestrebte Umverteilung der Lasten wie der Chancen in der
Metropolenregion. Glaubwürdig bleibt er nur dann, wenn er jetzt auch
dazu steht.
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