Lausitzer Rundschau: Falsches Thema

Streit um Hüftoperationen im Spremberger Krankenhaus

Der wirtschaftliche Druck im Gesundheitswesen
steigt. Praxisgebühr, Zuzahlungen, Abkopplung der Steigerung
gesetzlicher Versicherungsbeiträge von den Lohnkosten: Die Liste der
Maßnahmen ist lang, mit denen die davongaloppierenden Kosten
eingefangen werden sollen, die letztlich immer die Versicherten
bezahlen. Deshalb ist es grundsätzlich richtig, dass im
Krankenhausbereich darauf geschaut wird, ob unnötige Kapazitäten
vorgehalten werden. Dazu gehört auch, dass spezielle Therapien in
Schwerpunktkliniken gebündelt werden. Nicht jedes Krankenhaus kann
und soll möglichst viele Behandlungen und Operationen anbieten. Doch
gehört die unkomplizierte Hüftgelenkprothese, fachliche Kompetenz
kleinerer Kliniken vorausgesetzt, unbedingt dazu? Wem schaden die
Patienten, die deshalb nach Spremberg gehen? Die Politik spricht
immer mehr vom Wettbewerb bei der medizinischen Versorgung. Warum
nicht an dieser Stelle? Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes
kostet die Kassen in Spremberg genau so viel wie in einer Großklinik.
Grund zum Eingreifen gäbe es nur dann, wenn durch das Spremberger
Angebot die Gesamtzahl von künstlichen Gelenken über das fachlich
notwendige Maß hinaus in die Höhe getrieben würde. Doch wer lässt
sich ohne Not ein Metallgelenk implantieren? Die älter werdende
Bevölkerung der Lausitz wird jedoch solche Operationen immer häufiger
brauchen. Und wenn im Flächenland Brandenburg eine gute
Krankenhausstruktur erhalten bleiben soll, müssen kleinere Häuser
auch wirtschaftlichen Spielraum bekommen. Deshalb sind Kassen und
Gesundheitsministerium gut beraten, diesen Konflikt mit Augenmaß und
Weitsicht zu lösen. Künstliche Hüftgelenke, mit denen die Patienten
zufrieden sind, sind für Grundsatzfragen das falsche Thema.

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