Lausitzer Rundschau: In Untiefen ersoffen

Zur Entwicklung des Arbeitsmarktes im April

Eine Kuh, sagt ein Sprichwort, kann in einem Teich
ersaufen, der durchschnittlich nur 30 Zentimeter tief ist. Eine
einzige Untiefe reicht. Der Arbeitsmarkt hat gleich mehrere Untiefen:
Die nach wie vor doppelt so hohe Arbeitslosenquote im Osten, die
anhaltenden Probleme der Jugendlichen ohne ausreichenden
Schulabschluss und die weiterhin geringe Beschäftigung Älterer und
von alleinerziehenden Frauen. Allen, die unter diese Kategorien
fallen, nutzen Durchschnittszahlen wenig, auch wenn sie sich wie im
April wieder einmal erfreulich entwickelt haben. Und sie haben auch
nichts von Ursula von der Leyens Jubelschrei, dass der Arbeitsmarkt
aufnahmefähig sei wie ein Schwamm. Drei Millionen Menschen, die
verdeckte Arbeitslosigkeit mitgerechnet sogar vier Millionen,
ersaufen immer noch täglich im Loch ihrer persönlichen oder
regionalen Perspektivlosigkeit und brauchen aktivierende Hilfe.
Offensichtlich bereitet von der Leyen mit ihrer Bewertung drastische
Einschnitte bei der Arbeitsmarktförderung vor, denn der
Finanzminister möchte seinen Zuschuss zur Bundesagentur für Arbeit
unter Hinweis auf die Arbeitslosenstatistik drastisch senken. Doch
genau das sollte jetzt nicht geschehen, jedenfalls nicht in allzu
großem Umfang. Vielmehr sollten die arbeitsmarktpolitischen
Instrumente gezielt für jene geschärft und sogar noch verstärkt
werden, die man bisher nur unzureichend erreicht hat. Denn jetzt in
einer stabilen Aufschwungphase besteht die Chance, das große Ziel
Vollbeschäftigung anzugehen. Und jetzt ist auch die Zeit, um den
hohen Preis für die gute statistische Entwicklung, die Zunahme
prekärer Jobs, langsam wieder zu drücken.

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