Mittelbayerische Zeitung: Am Problem vorbei
Kommentar zur Pflege

Kuren, Seelsorge und Zuschläge für die Rente:
Das sind die Ansätze des Bundesgesundheitsministers, um die Situation
pflegender Angehöriger zu verbessern. Die Vorschläge sind vielleicht
gut gemeint – das strukturelle Problem lösen sie allerdings nicht.
Denn wer sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, muss in
den meisten Fällen auf ein eigenes Berufsleben verzichten. Die
Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf ist beinahe unmöglich.
Pflegende Angehörige leisten harte Arbeit und überdies einen
großartigen Dienst für die Gesellschaft – eine bessere Anrechnung der
Pflegezeit bei der Rente ist deshalb das Mindeste. Will man die
Anreize für die häusliche Pflege wirklich erhöhen, muss sie ferner
besser „entlohnt“ werden. Etwa zwei Drittel der Pflegebedürftigen
werden zuhause betreut – in die häusliche Pflege fließt jedoch nur
die Hälfte der Mittel der gesetzlichen Pflegeversicherung. Dass es um
die Finanzen der Pflegeversicherung schlecht steht, ist bekannt.
Ausgerechnet die pflegenden Angehörigen mit Peanuts abzuspeisen, ist
allerdings das falsche Signal.

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