Mittelbayerische Zeitung: Dagmar Unrecht zum Umgang Nürnbergs mit seinen Nazi-Bauwerken

Die Symbolik hat ihren Reiz: Der Nürnberger
Architektenverein „Baulust“ hat vorgeschlagen, die Zeppelintribüne
auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände hinter einer dicken
Glaswand dem kontrollierten Verfall preiszugeben. Damit würde ein
zentraler Ort, an dem das NS-Regime sich und sein „Tausendjähriges
Reich“ gefeiert hat, in braunem Bauschutt untergehen. Auch wenn der
Gedanke gewöhnungsbedürftig ist: Erinnerungskultur muss nicht
bedeuten, dass jedes Bauwerk, das den nationalsozialistischen
Größenwahn abbildet, aus Gründen des Denkmalsschutzes erhalten
bleibt. Nürnberg hat mit seinen vielen Nazi-Hinterlassenschaften kein
leichtes Erbe. Die Stadt stellt sich ihrer Vergangenheit, allein das
Dokumentationszentrum am Reichsparteitagsgelände zieht jährlich
Hunderttausende Besucher an. Der Vorschlag, die Zeppelintribüne zu
sanieren, mag gut gemeint sein. Aber ist die Idee auch gut? Die
Kosten sind dabei nicht der springende Punkt. Orte, die an die
NS-Opfer erinnern – wie zum Beispiel die Konzentrationslager – müssen
erhalten bleiben. Nazi-Machtbauten nicht unbedingt.

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