Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Atommüll: „Weg damit“

Etwa 12 000 Tonnen hochradioaktiver Müll werden
Jahr für Jahr weltweit produziert. Eine enorme Menge vor dem
Hintergrund, dass es in 50 Jahren Kernenergie-Nutzung nicht gelungen
ist, eine Lösung für die endgültige Entsorgung zu finden. In
Deutschland ist man nie über das Stadium Zwischenlager
hinausgekommen. Die Endlagersuche läuft und läuft, inzwischen völlig
plan- und ziellos. Oder, wie es die Politik nennt, ergebnisoffen.
Jetzt schafft die Regierung mit einer Gesetzesnovelle neue
Möglichkeiten. Nicht unterirdisch lagern, sondern ins Ausland
versenden – noch streitet das Umweltministerium diesen Hintergedanken
vehement ab. Doch mit einer solchen Gesetzesänderung wird die
Endlagersuche in Deutschland über kurz oder lang ad absurdum geführt.
Was niemand will, lässt sich nicht bauen. Es gibt ja jetzt
gesetzliche Alternativen. In dünn besiedelten Gebieten Russlands oder
Chinas wird man unseren strahlenden Müll in Empfang nehmen. Nicht
mehr unter dieser Regierung. Aber unter der nächsten oder
übernächsten. Denn alles ist nur eine Frage der Auslegung: Nationale
Verantwortung wird dann eben im Sinne der Bürger und nicht nur im
Sinne ihrer Hinterlassenschaften entschieden. Autorin: Isolde
Stöcker-Gietl

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